28/01/2025 0 Kommentare
#DINOVEMBER- ABENTEUER, ESKAPADEN, SCHABERNACK
#DINOVEMBER- ABENTEUER, ESKAPADEN, SCHABERNACK
# Themenschwerpunkt

#DINOVEMBER- ABENTEUER, ESKAPADEN, SCHABERNACK
Es ist August, kurz vor dem Ende der Sommerferien. Ich bin in der Küche und bereite das Abendessen vor. Plötzlich steht unser Siebenjähriger hinter mir: „Mama, wann ist November?“ Ich stutze. Draußen ist Sommer, er hat kurze Hosen an. Warum will er wissen, wann November ist? November ist doch wahrscheinlich der Monat, nach dem man sich im Jahr am wenigsten sehnt. Oder hat er den Weihnachtsmonat verwechselt und Dezember gemeint? „In drei Monaten“, sage ich, „jetzt ist August, dann kommt September und Oktober. Danach ist November. Aber Weihnachten ist erst im Dezember.“ Er verzieht das Gesicht. „Nicht Weihnachten. November! Drei Monate! Das ist aber noch lange, bis die Dinos kommen!“ Die Dinos! Jetzt verstehe ich. Wer im November meinen Status bei Whats- App verfolgt hat, wird sie auch gesehen haben: Die Dinosaurier, die jeden November in unserem Haus ihr Unwesen treiben. Es begann alles im Jahr 2012 in den USA. Reefe und Susan Tuma aus Kansas City hatten ein Kind, das schlecht schlief. In den Nächten, die Susan mit dem weinenden Kind zubrachte, begann sie, die Spielzeugdinosaurier der älteren Kinder zu lustigen Szenarien zusammenzustellen. Zuerst war alles ganz harmlos. Die Dinosaurier hatten eine Schachtel Cracker auf dem Küchentisch ausgekippt und sich darüber hergemacht. Die Kinder waren begeistert. „Mama, Papa – schaut, was die Dinosaurier gemacht haben!“ Das ermutigte die Eltern, neue Szenen aufzubauen. Die Dinosaurier wurden – zu Freude der Kinder – immer übermütiger: Zahnpasta im Bad, ein Karton Eier auf dem Fußboden… Nach ein paar Tagen machten sie ein paar Fotos und posteten sie im Internet mit dem Hashtag #Dinovember. Es dauerte nicht lange, bis andere die Idee aufgriffen und nachmachten. #Dinovember wurde schnell bekannt – inzwischen gibt es viele Nachahmer, eine Webseite und eine Kinderbuchserie. Aber die wahre Magie passiert zu Hause ohne Internet. In unserem Haushalt begann es im Jahr 2018. Auch bei uns fing es einfach an: eine Puppen-Krankenstation, ein Festessen in der Kinderküche. Aber dann: eine Seilbahn im Treppenhaus. Schließlich drei Rollen Klopapier abgerollt in Bad und Flur! Die Kinder hatten ihren Spaß und wir genossen die Gesichter am Morgen. Allerdings wurden die Dinosaurier mit der Zeit – den Flohmärkten sei Dank – immer mehr. Man kann sagen, dass mit der steigenden Zahl der Dinosaurier auch ihre Eskapaden größer werden. Nachdem sie letztes Jahr unser Treppenhaus mit meinem Häkelgarn unpassierbar gemacht hatten, versuchten wir, die Spielzeugkiste abzuschließen und zu verstecken. Leider ohne Erfolg – am nächsten Morgen fanden wir die Kiste aufgebrochen und ein Rockkonzert im Gange auf dem Klavier. Diebische Freude bei unserem Jüngsten. Den Dinos ist eben kein Einhalt zu gebieten! Inzwischen fiebert er dem November schon Monate im Voraus entgegen. Eine Übernachtung beim Cousin im November? Kommt nicht in Frage – man könnte ja die Dinos verpassen. Der Cousin kommt eh lieber her – in seinem Haus gibt es nämlich keine Dinosaurier. Ein Krankenhausaufenthalt im November hielt die Dinos allerdings nicht auf: Auf Spielzeugbagger und Kipplaster erreichten sie auch das Krankenzimmer. Warum betreiben wir diesen Aufwand? Ich muss gestehen, dass ich in anderen Monaten mehr Schlaf bekomme. Aber der erwartungsvolle Blick unseres Jüngsten, wenn er morgens aus seinem Zimmer kommt und sucht, wo die Dinos in dieser Nacht ihr Unwesen getrieben haben, ist Belohnung genug. Auch die beiden Großen, die mit ihren zwölf und vierzehn Jahren längst die Urheber der Dino-Aktivitäten in unserem Hause ausfindig gemacht haben, genießen es genauso wie ihr kleiner Bruder, am Morgen die Dinos zu finden. Manchmal helfen sie auch mit eigenen Ideen. Reefe und Susan Tuma schreiben auf ihrer Webseite: „Wir möchten nicht, dass in unserer Zeit mit Tablets und Netflix unsere Kinder ihre Fantasie verlieren. Wir leben in einer Welt, in der die Antworten auf alle erdenklichen Fragen nur eine Internetsuche weit entfernt sind. Wir versuchen, trotzdem ein bisschen Zauber und Mysterium in das Leben unserer Kinder zu bringen. Alles, was es dafür braucht, ist etwas Zeit, Kreativität und ein paar Plastik-Dinosaurier.“ Und der Effekt? Über ihre nächtlichen Abenteuer hinaus sind die Dinosaurier besonders zu dieser Jahreszeit ein beliebtes Spielzeug. Außerdem hellen die morgendlichen Überraschungen uns den grauen November ein bisschen auf. Und den Reaktionen zahlreicher Freunde nach zu urteilen, haben sie diese Wirkung auch auf eine ganze Reihe andere, die die Eskapaden der Dinos mit Freude in meinem Status verfolgen, bereits Ende Oktober darauf warten und zum Teil sogar weiterleiten. Als ich unseren Sohn vor einigen Wochen zu Bett brachte, schaute er mich an und sagte: „Mama, ich habe mal darüber nachgedacht: Ihr könnt das mit dem Osterhasen und der Zahnfee gar nicht sein. Ich würde ja aufwachen, wenn Ihr in meinem Zimmer die Ostereier verstecken würdet!“ Ich zog die Augenbrauen hoch. „Ja, das kann gut sein. Ich würde auch aufwachen, wenn man unter meinem Kissen einen Zahn einsammeln wollte. Aber was ist mit den Dinos?“ – „Die Dinos? Niemals! Du würdest so ein Chaos doch nicht freiwillig machen!“ In diesem Sinne: Ein Hoch auf Vorstellungskraft und Fantasie!
Roswitha Stürmer
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