Ausstellung Lebenszeichen

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# Gemeindeleben

Ausstellung Lebenszeichen

Richard Baumeister

LEBENSZEICHEN

Eine Ausstellung in der Kreuzkirche Nordhorn

 Richard Baumeister wird vom 25. Mai bis zum 29. Juni in der Kreuzkirche Skulpturen, Reliefs und Zeichnungen ausstellen. Die teils kleinen, teils lebensgroßen Figuren haben schicksalhafte Momente im menschlichen Leben zum Thema. „Meine plastischen Werke spiegeln Bruchstücke von Lebensläufen wieder“ – mit diesen Worten erklärt der Künstler in seinem Atelier Besuchern das Ziel seiner Arbeit.

 Herr Baumeister, ein Atelier und ein Haus, in dem überall Kunstwerke zu sehen und zu bewundern sind – heißt das, dass künstlerisches Schaffen ihr Leben immer geprägt hat?

 Ja, das darf man so sagen, wobei es nicht nur diese Kunst war und ist, die sie gesehen haben. Meine Eltern waren beide sehr musikalisch, und ich spiele jeden Tag auf dem Klavier hier im Hause.

 Aber Musik steht doch nur an zweiter Stelle.

 Ja, Zeichnen, Malen, Bildhauerei waren stets wichtiger. Ganz zu Anfang hat mein Opa mein Leben geprägt. Er hat mir beigebracht, wie man Holz bearbeitet. Da ich 1942, also mitten im Zweiten Weltkrieg geboren wurde, wuchs ich in einer Zeit auf, in der es nichts gab; zudem waren meine Eltern sehr arm. Ich hatte Glück, ich durfte bei einem Tischler in den Holzabfällen herumsuchen und immer wieder verschiedenste Klötze mit nach Hause nehmen. Dort regten sie meine Phantasie an und trainierten zugleich dreidimensionales Sehen. So sah ich in den immer wieder anders arrangierten Klötzen bald Stadtbilder. Dabei schulte mein Opa meinen Sinn für Perspektive.

 Es spielte sicher eine  Rolle, dass Sie in einer Stadt aufwuchsen, in Münster, das so kurz nach dem Weltkrieg fast nur noch aus Ruinen bestand.

 Natürlich, und dabei kam eine zweite Person ins Spiel, mein Onkel. Er war Architekt, Bildhauer und arbeitete als Restaurator u. a. auch für die Kirche. Er hat z. B. die beiden steinernen Engel an der Fassade des bischöflichen Schlosses instand gesetzt. Die Ruinen habe ich selbstverständlich gezeichnet.

 Zwei hervorragende Lehrmeister prägten also ihre frühe Kindheit – wie ging es in der Schule weiter?

Im Kunstunterricht hatte ich von Anfang an eine 1. Manchmal baten mich Mitschüler, etwas für sie zu zeichnen, das sie zur Benotung einreichen können. Ich baute dann mit Absicht kleine Fehler ein, damit der Betrug nicht auffiel. Als die Perspektive Unterrichtsthema wurde, wunderte sich mein Lehrer, dass ich mich damit bereits auskannte.  

 Bei einer solchen Prägung im Kindes- und Jugendalter konnte der weitere Weg nur zum Kunststudium führen!

Selbstverständlich! 1960-1966 studierte ich Werbung und Bildhauerei an der Werkkunstschule Münster. 1966-1970 folgte dann das Studium Bildhauerei und künstlerisches Lehramt an Gymnasien an der Kunstakademie Düsseldorf bei Professor Karl Bobek und Joseph Beuys. Meine künstlerische Position entwickelte sich aus der Tradition der gegenständlichen Plastik und Skulptur, in der sich Material  und Farbe begegnen.

 Dann folgten bis heute Arbeit und Leben in der Grafschaft.

 Kurze Zeit habe ich am Gymnasium Nordhorn unterrichtet. Dann war ich dauerhaft am Gymnasium Neuenhaus tätig. Privat hat mich die Bildhauerei  nie losgelassen, ich stellte im Atelier Sägemühle in Nordhorn aus und war am Zyklus „Kunst im Kreishaus“ beteiligt. Enge Verbindung zum Kunstverein Grafschaft Bentheim führten dazu, dass meine Werke im Alten Rathaus Neuenhaus präsentiert wurden. Dort waren sie auch im Rahmen der Musikmatineen zu sehen.

 Holz war immer ihr Werkstoff.

 In meinen Groß- und Kleinplastiken, Skulpturen und Zeichnungen nehme ich eine Position ein, die an der figürlichen Darstellung in der Kunst und an der holzbildhauerischen Tradition festhält. Einflüsse von Rodin und der Kunst des Barock sind auch in der Motivwahl meiner Situationsschilderung typischer Gestalten zu finden. Die skizzenhafte Oberflächenbehandlung durch sichtbare Arbeitsspuren und Farblasuren entspricht einem bewusst unfertigen Äußeren und ist eines meiner Stilmittel, denn erst der Pinsel verleiht den Skulpturen Leben. Bildhauerei und Malerei sind gleichberechtigt.

Was sind ihre Hauptthemen?

 Angst und Verletzlichkeit spielen eine wichtige Rolle, sowie unsere bedrohte Natur und ihre Landschaften. Meine Figuren sind vom Leben gezeichnet, man könnte sagen, sie sind hässlich. Im Prinzip sind sie Gegenstücke zur Kalokagathia, dem altgriechischen Ideal vom Wahren, Schönen und Guten sowie der körperlichen und geistigen Vortrefflichkeit.

 Meine Arbeit „Moritat auf das Leben“ ist eine  visualisierte Darstellung unseres Daseins – von der Wiege bis zur Bahre – bis es im Grab endet; hier symbolisiert durch Treppenstufen, die in die Tiefe des Erdreichs führen.

 Herr Baumeister, Sie bereiten eine Präsentation ihrer Werke in einer Kirche vor, und Sie gehen sogar noch einen Schritt weiter, indem Sie seit Monaten neue Exponate für diese Ausstellung schaffen. Können Sie uns etwas über Ihr Verhältnis zur Religion sagen?

 Selbstverständlich! Meine Eltern waren gläubig. Dieses christliche Zuhause hat mich für mein ganzes Leben geprägt und ich habe meinen Glauben nie verleugnet.

 

Interview: Gudrun Thiessen-Schneider, Friedrich-Wilhelm Busch

 

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